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EINE HAMBURGER KÜNSTLERBIOGRAFIE
IM 20. Jahrhundert

EDUARD BARGHEER

*25. Dezember 1901 Hamburg-Finkenwärder
† 1. Juli 1979 Hamburg-Blankenese

 

1901, am 25. Dezember, wird Eduard Bargheer auf der Elbinsel Finkenwärder als Sohn eines Schulleiters geboren. Kindheit und Jugend sind geprägt von der stark erlebten Natur der Marsch und der Elbe, von der Segelei, dem Musizieren und der Gesellschaft der Fischer und Obstbauern des Heimatorts. Früher Verlust der Eltern. Freundschaft mit dem Kunstkritiker, Publizisten und Maler Harry Reuss-Löwenstein in Finkenwärder.

1924/25 Entschluss, freier Künstler zu werden, nachdem eine Lehrerausbildung abgeschlossen wurde. Korrektur erster künstlerischer Arbeiten bei Friedrich Ahlers-Hestermann und Paul Kayser an der Kunstschule Gerda Koppel.

1925 erste Italienreise nach Florenz und bis Sizilien, ermöglicht durch einen privaten Sammler. Bargheer entdeckt für sich die Kunst der Frührenaissance, wird vor allem vom Werk Piero della Francescas angezogen. Freundschaft mit dem Schauspieler und späteren Intendanten Friedrich Siems, der ihn in die Welt der Bühne einführt (spätere Bühnenfreundschaften auch mit Gustav Gründgens, Will Quadflieg, Maria Becker u. Ivan Nagel).

1926 erster Ankauf eines Gemäldes durch die Hamburger Kunsthalle.


1926/27 erste Paris-Aufenthalte.

1928 erster Wandbildauftrag durch Fritz Schumacher.

1928/30 Reisen nach Belgien, Holland, England, Frankreich und Italien meist gemeinsam mit der Malerin Gretchen Wohlwill, mit der ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden wird. Bau eines eigenen Ateliers am Westerdeich in Finkenwärder.

1929 Mitglied der Hamburgischen Sezession. Freundschaftlicher Kontakt mit der Familie Warburg, Dora und Erwin Panofsky, Bruno Snell und deren Kreis.

1930/31 längerer Aufenthalt in Italien.

Selbstbildnis, Paris, 1927, Öl

Selbstbildnis Paris 1927, Öl


1932/33 Stipendium der Stadt Hamburg für einen mehrmonatigen Paris-Aufenthalt in einem eigenen Atelier, dort Freundschaft mit dem Panofsky-Schüler Ludwig H. Heydenreich.

1933 Selbstauflösung der Hamburgischen Sezession, um der Forderung nach Ausschluss der jüdischen Mitglieder nicht folgen zu müssen.

1934 Anmietung eines Ateliers am Jungfernstieg in Hamburg. Bargheer begleitet anlässlich eines England-Aufenthalts das Ehepaar Panofsky ans Schiff in Southampton, mit dem diese in die U.S.A. emigrieren.

1935 während eines Skiurlaubs im Berner Oberland erstes Zusammen-treffen mit Paul Klee. In diesem Jahr auf Anraten des Freundes und Fotografen Herbert List ein erster Besuch auf der Insel Ischia, die ihm später zur zweiten Heimat wird. Erwerb einer alten Fischerkate am Elbhang in Blankenese. Einzelausstellung in der Galerie Nierendorf in Berlin. Die Nationalgalerie kauft hier zwei Aquarelle an. Beeinflusst durch den von Munch hergeleiteten späten Gruppenstil der Hamburgischen Sezession findet Bargheer zu seiner unverwechselbaren Bildsprache der dreißiger Jahre. Die Motive werden zunehmend zu Metaphern für seine oppositionelle Einstellung zur NS-Zeit, für Repression und Vereinsamung.

Selbstbildnis, Paris, 1927, Öl

Valeska Gert, Paris 1933,
Aquarell

 

1936 Reise mit Gretchen Wohlwill nach Dänemark, Beteiligung an der Künstlerbund-Ausstellung „Deutsche Kunst im Olympia-Jahr“, die von den Nazis nach wenigen Tagen geschlossen wird. Erneute Italien-Reise. Auf der Rückfahrt Besuch bei Paul Klee in dessen Atelier in Bern. Der Dramatiker Samuel Beckett besucht Bargheer im Hamburger Atelier und kommentiert dies ausführlich in seinem Tagebuch. Wandbild-Auftrag für die Siedlungsschule in Hamburg-Langenhorn, das später übertüncht werden musste und erst nach Kriegsende wieder freigelegt wurde.

1937 erneuter Ischia-Aufenthalt. Freundschaft mit dem Maler Werner Gilles.

1939/40 Einzelausstellung in der Hamburger Galerie Commeter, die Ölbilder müssen abgehängt, die Einladungskarten zurückgezogen werden, nur Aquarelle dürfen als Studien gezeigt werden. Die Ausstellung wird ein großer Verkaufserfolg. Übersiedlung nach Florenz und Ischia. Freundschaft mit dem Leiter des Deutschen Kunsthistorischen Instituts in Florenz, Friedrich Kriegbaum, der ihm mit dem Auftrag, Rekonstruktionszeichnungen der Medici-Gräber von Michelangelo zu fertigen, die Ausreise aus Deutschland ermöglicht. Freundschaft mit dem Maler Rudolf Levy, der sich zunächst auf Ischia, ab 1940 in Florenz aufhält und 1943 während des KZ-Transports ums Leben kommt.

 

Selbstbildnis, Paris, 1927, Öl

Binnenalster 1936, Aquarell

Gemäldeentwurf zum Wandbild
in der Fritz-Schumacher-Schule

Stillleben mit toter Meise (Blankenese) 1939, Öl                                             Eingang zum Campo Santo (Forio d’Ischia) 1939, Öl

1942-1944 Anstellung als Dolmetscher bei einer deutsch-italienischen Kriegsmarine-Werft in La Spezia, verfasst ein Wörterbuch der Fachausdrücke im Werftbetrieb.

1944 Kirchenasyl in den Boboli-Gärten des Erzbischofs von Florenz, Kardinal Elia dalla Costa. Nach der Befreiung von Florenz durch die Amerikaner Erhalt einer sofortigen Aufenthaltsgenehmigung, da Bargheer im „Who is Who“ als Antinazi aufgeführt ist.

Straßenkampf in Florenz 1944, Aquarell.                           Zimmer in der Pensione Bandini 1945, Aquarell.        Originalausgabe Florenz 1945

1945 Klaus Mann, im Dienst der US-Armee, besucht Bargheer im Atelier in der Pensione Bandini. Amerikanische Offiziere werden zu ersten Käufern von Bargheer-Bildern nach dem Krieg. Er erhält den Auftrag, für den Sansoni-Verlag den Pinocchio zu illustrieren, was ihm den Lebensunterhalt für ein Jahr sichert.

 

1947 Übersiedlung nach Forio d’Ischia, aber weiterhin häufige Aufenthalte in Florenz. Dort oft Gast bei Bernard Berenson auf dessen Landsitz „I Tatti“. Erster Deutschland-Besuch nach Kriegsende. Wegen kriegsbedingter Einquartierungen konnte Bargheer seine Kate am Süllberg noch nicht beziehen.

1948 wird Eduard Bargheer Ehrenbürger von Forio, das sich kurzzeitig zu einem internationalen Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen entwickelt. Auch der befreundete Schriftsteller Wystan H. Auden lässt sich vorübergehend in Forio nieder. Teilnahme an der Biennale von Venedig. Unter dem Eindruck der Landschaft Ischias und des mediterranen Lichts richtet sich sein Augenmerk jetzt verstärkt auf die Strukturgesetze einer visuell wahrnehmbaren Wirklichkeit, die in chiffrenartig abstrahierten Bildern thematisiert werden.

1949 schreibt Carlo Levi („Christus kam nur bis Eboli“) einen Text für die Bargheer-Ausstellung in der Galleria dell’Obelisco, Rom.

1950 Verleihung der italienischen Staatsbürgerschaft, seither in Besitz der doppelten Staatsbürgerschaft.

Mit einem amerikanischen Jeep auf Hamburg-Besuch


1952 Auf Ischia regelmäßige Treffen mit den Künstlerfreunden Hans Purrmann und Werner Gilles.

1953 Große Bargheer-Retrospektive in der Kestner-Gesellschaft in Hannover.

1954 Der Künstlerfreund Werner Heldt besucht Gilles und Bargheer auf Ischia und verstirbt überraschend in S. Angelo. Wiedereinzug in das Haus in Hamburg-Blankenese, das solange durch Einquartierungen blockiert war. Verbringt ab jetzt die Frühjahrs-, Sommer- und Herbstmonate auf Ischia, den Winter in Blankenese. Es entstehen die ersten Blankenese Bilder nach dem Krieg.

 

Von links: Gilles, Kuhn, Purrmann, Bargheer

Am Strandweg in Blankenese 1954                                                                  Blankenese 1954

1955 Teilnahme an der documenta I in Kassel, 1959 auch an der documenta II, an den Biennalen in Sao Paolo und Tokyo, an allen Künstlerbund Ausstellungen bis 1972, Ausstellungen in den Goethe-Instituten in Afrika und Italien.

1956 Erster Nachkriegsauftrag für Kunst am Bau, dem mehrere folgen.

1957 Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.

1958 Mitglied der Accademia Tiberina in Rom. Bau des ersten eigenen Hauses in Forio.

 

1960-1968 zahlreiche, künstlerisch sehr ertragreiche Afrika-Reisen (Tunesien, Marokko, Ägypten, Mali und Senegal).

1963-1965 Professur an der Hochschule der Künste in Berlin.

1965 Ausstellungstournee durch die damalige DDR (Dresden, Leipzig, Halle).

1967/68 Bau eines neuen Hauses in Forio.

1976 Gründung der Eduard Bargheer-Stiftung zur Förderung junger Künstler.

1979 am 1. Juli stirbt Eduard Bargheer in seinem Haus in Hamburg-Blankenese.

 

Bargheer in Ägypten 1962

Hamburg-Blankenese                                                                Forio d'Ischia, Gartenseite des Bargheer Hauses und Blick vom Dach des Hauses
Wohn- und Atelierhaus im Treppenviertel am Süllberg

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